Trauma und Traumafolgestörungen

Wenn die Seele verletzt wurde – Trauma

Der Begriff „Trauma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Verletzung“. Unter einem psychischen Trauma versteht man eine seelische Verletzung oder eine starke psychische

Erschütterung, die durch ein extrem belastendes Ereignis hervorgerufen wird.

Als traumatisierend werden zum Beispiel Ereignisse wie schwere Unfälle, Erkrankungen und Naturkatastrophen, aber auch Erfahrungen erheblicher psychischer, körperlicher, emotionaler und sexueller Gewalt sowie schwere Verlust-, Vernachlässigungs- und Ausgrenzungserfahrungen erlebt.

Ist jemand selbst von solchen Ereignissen betroffen oder muss mit ansehen, wie andere Menschen verletzt oder getötet werden, bricht für ihn schlagartig eine Welt zusammen. Es ist nicht verwunderlich, dass solche Ereignisse zu extremen psychischen Reaktionen führen: Zu Hilflosigkeit, Verzweiflung, extremer Angst, aber auch einem Gefühl der Betäubung oder einer eingeschränkten Wahrnehmung.

 

Traumatische Situation – „Nichts-geht-mehr-Situation“

Vier Dinge müssen zusammenkommen, damit wir von einer traumatischen Situation, einer „Nichts-geht-mehr-Situation“ sprechen können:

  1. Lebensgefahr oder Lebensgefahr für einen anderen bedrohten Menschen oder ein geliebtes Tier. In besonderen Fällen kann das aber auch Gefahr für die „seelische Einheit“ sein, wie zum Beispiel bei schlimmem Verrat, massiver Ausgrenzung, Missbrauch von Gefühlen, Verlust von Vertrauen in die Bezugspersonen, sexuelle Gewalt.
  2. Man kann nicht fliehen („Weg ist versperrt, Sackgasse, ausweglose Station“)
  3. Man kann nicht kämpfen („Die Bedrohung ist übermächtig“)
  4. Es entsteht eine überwältigende Hilflosigkeit, die mit traumatischer Ohnmacht einhergeht („Nichts-geht-mehr!“)

 

Auf diese extreme Belastung reagiert der Körper mit

  • Flucht oder Kampf (Kreislauffunktionen und Stresshormone etc. „laufen auf Hochtouren“),
  • Erstarren (Freeze, dem sogenannten Totstellreflex, um so eventuell doch noch eine Chance der Flucht zu bekommen) oder
  • Unterwerfung („inneres Aufgeben“, die Körperfunktionen, Kreislauf etc. „fahren herunter“, inneres „Wegtreten“).

 

Traumatisierende Erfahrungen werden in zwei Ausprägungen unterschieden.

Typ-I-Trauma: sind einmalige traumatische Erfahrungen, wie Unfälle, Naturkatastrophen etc.

Typ-II-Traumata: sind häufig andauernde oder sich wiederholende traumatische Erlebnisse, wie Folter, Missbrauch, Vernachlässigung und sogenannte „man made desaster“ (durch Menschenhand verursachte Traumata), sie ziehen häufig tiefgreifende und schwere Störungen bzw. psychische Probleme nach sich.

 

Traumatischer Stress

Wenn eine traumatische Situation einmal über einen Menschen hereinbricht, entsteht etwas, dass man „traumatischen Stress“ nennt. Als traumatisch erlebte Ereignisse können bei fast jedem Menschen eine tiefe seelische Erschütterung mit der Folge einer Überforderung des biologischen Stresssystems verursachen. Somit wirkt sich ein Trauma nicht nur seelisch, sondern auch körperlich aus. Die Überflutung des Gehirns, die mit einer überwältigenden Stressreaktion einhergeht, behindert die angemessene Verarbeitung des Erlebten. Die Folge davon ist, dass der Betroffene die gemachte Erfahrung nicht wie gewohnt in seinen Erlebnisschatz integrieren und dann wieder Abstand davon gewinnen kann.

Wir unterscheiden zwischen zwei psychischen Problemen, die als Reaktion auf ein Trauma auftreten können: „Die Akute Belastungsreaktion“ und die „Posttraumatische Belastungsstörung“. Kennzeichnend ist, dass beide direkte Folge eines Traumas sind.

 

Akute Belastungsreaktion

Nach einem traumatischen Erlebnis haben fast alle Menschen unangenehme Gefühle, Gedanken und körperliche Empfindungen. Es kann etwas Zeit brauchen, um mit solch einer Erfahrung fertig zu werden.

Nach einem Trauma muss das Ereignis irgendwie psychisch verarbeitet werden. Dabei kann es sein, dass die Betroffenen die Geschehnisse in Form von Alpträumen oder intensiven, sich aufdrängenden Erinnerungen (Flashbacks) wiedererleben. Manche fangen an, Situationen oder Aktivitäten, die sie mit dem Ereignis in Verbindung bringen, zu meiden. Es kann zu einer emotionalen Abstumpfung und eingeschränkten Empfindungsfähigkeit kommen, aber auch zu einer hohen körperlichen Erregung, die zu Schlafstörungen, Reizbarkeit oder erhöhter Schreckhaftigkeit führen kann. Bei den meisten Menschen gehen die Symptome einer Akuten Belastungsreaktion nach einigen Stunden, Tagen oder Wochen zurück und verschwinden schließlich ganz wieder. Bei einigen halten sie jedoch über längere Zeit an und können zu ausgeprägten psychischen Beeinträchtigungen führen. Bestehen die Symptome länger als einen Monat, können sie in eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) übergehen.

 

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht als Reaktion auf ein Trauma– also ein extrem belastendes und bedrohliches Ereignis, das bei fast jedem starke Verzweiflung, Angst und Hilflosigkeit hervorrufen würde. Dies kann ein einmaliges Ereignis, aber auch wiederholte traumatische Ereignisse oder eine länger anhaltende, extrem belastende Situation sein.

Eine Posttraumatische Belastungsstörung ist das Ergebnis von Stress, dass sich im Gehirn einbrennt und ein Notfallprogramm im Gehirn auslöst. Die Hauptsymptome sind Wiedererleben, Vermeidung und Übererregung:

  1. Wiedererleben/Intrusionen in Form von immer wiederkehrenden inneren Bildern des Traumas, Albträumen, Flashbacks, d. h. das Trauma wird -so wie damals – mit gleichen körperlichen Reaktionen und Gefühlen erneut erleben
  2. Vermeidung nach außen in Bezug auf Aktivitäten, Orten oder Menschen, die an das Trauma erinnern. Vermeidung nach innen in Form von Dissoziation, was bedeutet, dass verschiedene Bereiche des Erlebens weit voneinander auseinandergehalten oder abgespalten werden. Dies kann dann zum Gefühl der Gefühllosigkeit, zu Unwirklichkeitsgefühlen oder einer eingeschränkten Wahrnehmung.
  3. Massive körperlicher-psychischer Übererregung und deren Auswirkungen wie Schlaflosigkeit, leichte Reizbarkeit, Wutausbrüche, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme

 

Manche meiner Patienten mit PTBS beschreiben, dass sie oft in einem Gefühl ständiger Bedrohung leben und ihre Umwelt plötzlich als unsicher und gefährlich empfinden. Schlüsselreize, die an das Trauma erinnern, können starke körperliche Symptome wie Herzrasen, Zittern, Übelkeit oder Atemnot auslösen.

Neben der PTBS können oft erst verzögert zusätzliche Beschwerden auftreten wie, Depression, Burn Out, Anpassungsstörung, Somatoforme Störungen, Angststörungen und Süchte.

 

Trauma – Was im Gehirn dabei passiert

Wenn ein Trauma nicht verarbeitet wird, bedeutet das, dass die Traumainhalte nicht im Langzeitgedächtnis (Großhirnrinde) gespeichert wurden.  Diese Inhalte können dann vom Gehirn nicht zeitlich und geographisch eingeordnet werden. Deshalb kommt es zum Wiedererleben von starken Emotionen und Körperempfindungen, welche den Eindruck vermitteln, dass das Trauma nochmal im „hier und jetzt“ stattfindet.

Die traumatischen Erinnerungen werden in einem Teil des Gehirns (Amygdala) gespeichert, dass auch als Feuerwehrsystem bezeichnet wird. Dort brennen sie sich dort ein und entwickeln als nicht zuordenbare Erinnerungen ein Eigenleben. Da sie nicht im Langzeitspeicher verarbeitet sind, können zahlreiche Reize können als Trigger fungieren und bei Betroffenen intensive emotionale Erinnerungen hervorrufen.

Drei Gehirnregionen sind besonders betroffen: Der Hippocampus, wo entschieden wird, was im Langzeitgedächtnis aufgenommen wird. Der Präfrontale Cortex, der Gefahren einschätzt. Und die Amygdala, unsere emotionale Alarmanlage. In traumatischen Situationen gelangen Eindrücke ungefiltert in die Amygdala, der Schutzwall aus Hippocampus und Präfrontalem Cortex wird überrannt. Folge: Die Erinnerung an den Schrecken verblasst solang nicht bis die Inhalte ins Langzeitgedächtnis überführt sind und der gesamte Organismus des Betroffen versteht, dass das schreckliche Erlebnis der Vergangenheit angehört und überstanden ist.

 

Diagnostische Abklärung

Gemeinsam haben alle Traumafolgestörungen, dass die Traumainhalte noch nicht vollständig verarbeitet wurden, was der Einzelne dabei erlebt und welche Beschwerden im Vordergrund stehen, kann sehr unterschiedlich sein und hängt vor verschiedenen individuellen Faktoren ab.  Meiner Erfahrung nach werden viele traumatische Erlebnisse nicht als solche erkannt – oft werden die Symptome und Beschwerden nicht auf die auslösenden Ereignisse zurückgeführt. Das hängt eben damit zusammen, dass sich bei jedem Einzelnen ein sehr unterschiedliches Beschwerdebild zeigen kann. Entsprechend erfolgt in meiner Praxis zu Beginn jeder Behandlung eine ausführlichen Erkundung Ihrer Beschwerden, den Bedingungen des Auftretens der Symptome und ggf. der ärztlichen Berichte. Außerdem kläre ich mit Ihnen gemeinsam, ob bei Ihren Beschwerdebild eine Behandlung in Praxis ausreichend ist. Insbesondere wenn Sie unter einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (als Folge von wiederholenden traumatischen Erlebnissen) und unter Begleiterkrankungen wie Depressionen, Ängsten oder Persönlichkeitsstörungen leiden, kann zusätzlich eine fachärztliche Begleitung, eine medikamentöse Behandlung oder ein Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik angezeigt sein.

Meine Grundannahmen bei der Behandlung von Traumafolgestörungen 

Meiner Erfahrung nach haben Menschen, die unter Traumafolgestörungen leiden, oft das Gefühl sie wären „verrückt“, mit ihnen würde „irgendetwas nicht stimmen“ oder sie seien „nicht normal“. Gleichzeig werden Sie vielleicht von Schuld- oder Schamgefühlen gequält wegen der Dinge, die Ihnen passiert sind oder die Sie aufgrund Ihrer immensen Belastung gesagt, getan oder unterlassen haben.

Glauben Sie mir: Sie sind trotz Ihrer Schwierigkeiten „normal“. Das was Ihnen passiert ist, das wird ziemlich „verrückt“ sein und die daraus folgenden Beschwerden und Verhaltensweisen sind ein Versuch mit einer seelischen Verletzung umzugehen.

 

Wenn jemand Ihren Körper oder Ihre Seele verletzt hat, dann ist dadurch vielleicht Ihre Fähigkeit sich einzulassen, tief zu lieben, zufrieden zu sein verloren gegangen oder beschädigt worden. Oder wenn Ihnen plötzlich geliebte Menschen verlorengegangen sind, das Schicksal Ihnen etwas genommen hat. Oder wenn unsichtbare Verwundungen Ihr Leben belasten und das Glücklich sein schwer machen. Oder wenn eine schwere körperliche Erkrankung auch Ihre Seele schwer belastet und Sie phasenweise das Gefühl haben, Ihr Leben bestehe nur aus dunklen Wolken.  Wenn es Ihnen so oder so ähnlich ergeht, ist ganz verständlich, dass diese Themen im Moment Ihr Leben dominieren. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass es da noch andere Seiten in Ihnen gibt, gesunde und starke Seite. Anteile, die nicht verletzt sind und trotz alledem was passiert ist immer noch Hervorragendes leisten.

 

Es gibt verschieden Schutzfaktoren, die ihnen dabei helfen können, besser mit den unverarbeiteten Erlebnissen umzugehen. Hierzuzählen beispielsweise Ihre eigenen inneren individuellen Fähigkeiten, die schon sichtbar sind oder die es zu aktivieren gilt; ein sicheres unterstützendes soziales Umfeld, weshalb es wichtig sein kann, die Angehörigen miteinzubeziehen; die Wahrnehmung, dass das was Sie erlebt haben schlimm und schwer zu verarbeiten ist; soziale Anerkennung; Lebensbereiche, in denen Sie positive Erfahrungen machen; stärkende Freizeitaktivitäten und Erlebnisse.

 

Behandlung von Traumafolgestörung

Bei den meisten meiner Patienten äußern sich die Folgen von Traumatisierungen sehr individuell und auf vielen verschiedenen Ebenen (im Denken, im Fühlen, auf der Beziehungsebene, körperlich,…). Aus diesem Grund kombiniere ich in meiner Praxis verschieden Therapieverfahren und -techniken mit einander. Methoden aus der Hypnotherapie, der Ego-State-Therapie und der Systemischen Therapie kommen – persönlich auf Sie abgestimmt – genauso zu Einsatz wie körperorientierte, achtsamkeitsbasierte und imaginative Verfahren.

Phasen der Traumatherapie

Die Therapie von Traumafolgestörungen verläuft in der Regel in verschiedenen Phasen.  Anfangs muss zunächst eine „sichere Umgebung“ hergestellt werden, in der Sie vor weiteren Traumatisierungen geschützt sind. In der sogenannten Stabilisierungsphase geht es um Ihre psychische Stabilisierung, um die Aktivierung Ihrer Ressourcen und um den guten Umgang mit überwältigenden Gefühlen und destruktiven Gedanken.

In der Traumabearbeitungsphase kann eine Bearbeitung und Auseinandersetzung mit dem Trauma stattfinden, die dazu beiträgt, dass die belastenden Erlebnisse psychisch verarbeitet werden können. In dieser Phase zielt meine Behandlung darauf ab, die traumatischen Inhalte im Langzeitgedächtnis zu speichern, so dass Ihnen ist jederzeit bewusst ist, dass das traumatische Erlebnis vorbei ist und dass Sie es überstanden und überlebt haben. Viele meiner Patienten sagen danach: „Ich weiß, es ist geschehen. Es war schlimm, aber es ist vorbei.“

In der abschließenden Integrationsphase geht es darum, das traumatische Ereignis in die übrigen Lebenserfahrungen zu integrieren und zu einer Neubewertung des eigenen Lebens zu kommen.

Das Vorgehen in der Therapie passe ich jeweils an die individuellen Probleme an. So ist meiner Erfahrung nach bei weniger schwer traumatisierten Patienten oft keine umfassende Stabilisierungsphase notwendig. Hier kann die Arbeit mit dem Trauma schon relativ früh in der Therapie stattfinden.

 

Möchten Sie mehr über die Behandlung von Traumafolgestörungen in meiner Praxis erfahren? Bitte sprechen Sie mich an unter:

Kontakt:

Maria Magdalena Stock 
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